Das SOCLIMPACT Projekt

Die Erwärmung des Klimasystems ist unbestreitbar und die fortlaufende Emission von Treibhausgasen wird zu weiterer Erwärmung und Klimawandel führen. Inseln sind besonders empfindlich gegenüber Klimawandelfolgen. Allerdings ist die räumliche Auflösung bisher verfügbarer Klimaprojektionen zu niedrig, um belastbare Aussagen für Inseln zu treffen. Außerdem existieren nur wenige wissenschaftlich fundierte Informationen über die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels für maritime Sektoren und aktuelle ökonomische Modelle bilden die Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt nur unzureichend ab. Entscheidungsträger benötigen gesicherte Informationen sowohl über Wirkungsketten als auch über Kosten und Nutzen möglicher Anpassungsstrategien. SOCLIMPACT zielt darauf, den Klimawandel und seine sozioökonomischen Auswirkungen auf die Blue Economy europäischer Inseln im Zeitraum 2030 bis 2100 zu modellieren und entsprechende Kohlenstoffdioxidreduktions- und Adaptionswege zu untersuchen. Dabei werden aktuelle Klimaprojektionen für Europa und ökonomische Modelle mit gesundheitlichen und Umweltauswirkungen vervollständigt und weiterentwickelt, unter anderem durch
• Entwicklung eines tieferen Verständnisses der Wirkung des Klimawandels auf EU-Inseln in verschiedenen Weltregionen
• Verbesserung der ökonomischen Bewertung von Klimafolgen durch bekannte und bewehrte Referenzmethoden
• Effektivitätssteigerung der wirtschaftlichen Modellierung von Wirkungsketten durch Implementation eines integrierten methodischen Rahmenprogramms (GINFORS, GEM-E3 und gesundheitliche und Umweltindikatoren)
• Vereinfachung von klimabezogenen Entscheidungsprozessen für Blue Growth durch Einstufung und Abbildung besser geeigneter Schadensminderungs- und Anpassungsstrategien
• Bereitstellung akkurater Informationen für Entscheidungsträger, Fachkräfte und Interessenvertreter.
SOCLIMPACT behandelt dieses Arbeitsprogramm durch wirtschaftliche Bewertung von Klimafolgen, herunterskalierte Projektionen mit Klima- und wirtschaftlichen Modellen und fördert so die Widerstandskraft dieser verletzlichen Regionen.

Laut dem fünften Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ist die Erwärmung des Klimasystems unbestreitbar und die fortlaufende Emission von Treibhausgasen wird zu weiterer Erwärmung und langanhaltenden Änderungen in allen Komponenten des Klimasystems führen. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit starker und irreversibler Umweltauswirkungen, die große sozio-ökonomische Schäden nach sich ziehen können. Daher werden neue Richtlinien benötigt. Das Pariser Abkommen bestimmt zunehmend neue Richtlinien zu Treibhausgasemissionen und es hat den Wunsch nach geringen Treibhausgasemissionen erneuert. Im Bereich der Klimawandelanpassung benötigen Entscheidungsträger akkurate Informationen sowohl über Wirkungsketten als auch zu den Kosten und Nutzen möglicher Pakete von Anpassungsmaßnahmen.

Das Stategiepapier der europäischen Kommission „Eine EU-Strategie zur Anpassung an den Klimawandel“ betont, dass die Inseln der EU, inklusive der Gebiete in äußerster Randlage, besonders verletzlich gegenüber Klimafolgen sind. Die niedrige Auflösung verfügbarer Klimamodelle ermöglicht jedoch keine validen Aussagen für die meisten dieser Inseln. Obwohl das Klima von Inseln von spezifischen Dynamiken wie der Ozeanzirkulation beeinflusst wird und ein Zehntel der Weltbevölkerung auf Inseln lebt, gibt es keine spezifischen Ergebnisse zur Resilienz und keine Risikomanagementstrategien dieser empfindlichen Systeme. Außerdem existieren nur wenige wissenschaftlich fundierte Informationen über die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels für maritime Sektoren und aktuelle ökonomische Modelle bilden die Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt nur unzureichend ab. Dies ist der Fall, obwohl die soziale und wirtschaftliche Entwicklung Europas eng mit den umgebenden Meeren und Ozeanen verknüpft ist.

Aus diesen Gründen zielt das SOCLIMPACT-Projekt darauf ab, herunterskalierte Klimafolgen und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen auf europäische Inseln und Archipele im Zeitraum 2030 bis 2100 zu modellieren. Dies geschieht im Kontext der Blue Economy mit entsprechenden Kohlenstoffdioxidreduktions- und Adaptionspfaden. Dabei werden aktuelle Klimaprojektionen für Europa und ökonomische Modelle mit gesundheitlichen und Umweltauswirkungen vervollständigt und weiterentwickelt.

Daraus ergeben sich fünf Teilziele:

  1. Entwicklung eines tieferen Verständnisses darüber, wie der Klimawandel EU-Inseln in verschiedenen Regionen der Welt beeinflussen wird. Dabei werden die Spezifika der einzelnen Inseln berücksichtigt und die bereits existierenden Klimamodelle für Europa verbessert durch
    • Gekoppelte Ozean-Atmosphären-Modelle des Klimas für die EU-Inseln (Cordex) mit verschiedenen Treibhausgasemissionsszenarien: Rückgang (RCP2.6), moderate Entwicklung (RCP4.5) und hohe Emissionsentwicklung (RCP8.5)
    • Hochauflösende Klimasimulationen, die den Meeresspiegelanstieg und gesundheitliche und die Umwelt betreffende Klimafolgen einschließen, und damit auch mögliche Folgen für die Blue Economy.
  2. Verbesserung der ökonomischen Bewertung von Klimafolgen und entsprechender Richtlinien für die Blue Economy durch bekannte und bewehrte Referenzmethoden (Discrete Choice Experiments – DCE), um einerseits gesundheitliche und ökologische Kosten diverser Klimawandelszenarien, andererseits die entsprechenden Vorteile der Klimaschutzmaßnahmen (Mitigation und Anpassung) zu messen und zu analysieren.
  3. Effektivitätssteigerung der wirtschaftlichen Modellierung von Wirkungsketten durch Implementation eines integrierten methodischen Rahmenprogramms (GINFORS, GEM-E3 und gesundheitliche und Umweltindikatoren). Dies geschieht in Form von elf Fallstudien auf den 11 EU-Inseln zu sozialen und wirtschaftlichen Klimafolgen unter verschiedenen Klimawandelszenarien für den Zeitraum 2030-2100 und einem bereichsübergreifenden Ansatz für die Blue Economy und beruht auf den Ergebnissen des PESETA-Projekts.
  4. Vereinfachung von klimabezogenen Entscheidungsprozessen für Blue Growth durch Bewertung und Abbildung besser geeigneter Schadensminderungs- und Anpassungsstrategien und Aufbau eines gemeinsamen Rahmenprogrammes für die Steuerung der Sektoren der Blue Economy mit einem permanenten Informationsaustauschsystem (REIS) für Europa und die EU-Inseln.
  5. Bereitstellung akkurater Informationen über soziale und wirtschaftliche Konsequenzen des Klimawandels für die Blue Economy für Entscheidungsträger, Fachkräfte und Interessenvertreter durch innovative Werkzeuge zur Entscheidungsfindung. Außerdem Formulierung von wissenschaftlich fundierten Empfehlungen und Anreizen für eine mittel- bis langfristig klimafreundliche Wirtschaft und Stärkung von Berührungsflächen zwischen Politik und Wissenschaft, des sozialen Bewusstseins, und der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Küsten- und maritimen Industrie.

Mit einem auf diese Ziele abgestimmten Arbeitsprogramm zielt SOCLIMPACT darauf ab, Entscheidungsträger in kleinen Inselstaaten und anderer EU-Inseln und Gebieten in äußerster Randlage mit fundierten Kenntnissen über Wirkungsketten der Klimafolgen und einem umfassenden evidenzbasiertem Wissenschafts- und Richtlinienrahmen zu versorgen. Mit EU-Inseln als lebenden Laboren mit hohem Replizierbarkeitspotential wird SOCLIMPACT Methoden zur besseren Messung und Bewertung von Klimafolgen und ihrer Kosten, Vorteile und Risiken in anderen EU-Küstenregionen liefern.

H2020-Projekt

Der Projektvorschlag bezieht sich auf das Thema „Wege zur Kohlenstoffdioxidreduktion und Resilienz der europäischen Wirtschaft im Zeitrahmen 2030-2050 und darüber hinaus“ des Aufrufs „Ökologisierung der Wirtschaft“ und konzentriert sich besonders auf den Bereich „Risiken und Kosten des Klimawandels für Europa“. Dieser beinhaltet die Weiterentwicklung von Modellwerkzeugen und herunterskalierten Projektionen der möglichen Konsequenzen des Klimawandels und trägt so sowohl zur Entwicklung von Methoden der Naturwissenschaften, der Risikoabschätzung, und Wirtschaftswissenschaften als auch der Analyse von Wirkungsketten und der wirtschaftlichen Bewertung des Klimas der EU bei. Durch Modellierung neuer herunterskalierter Klimaprojektionen und ihrer Auswirkungen mit einer anderen räumlichen Abdeckung als bisher vorhanden und Integration verschiedener wirtschaftlicher Modelle mit gesundheitlichen und Umweltfaktoren in Wirkungsketten der blauen Wirtschaft in der EU bringt das Projekt neue Erkenntnisse für Klimaforscher, Wirtschaftswissenschaftler und Entscheidungsträger über den Klimawandel auf EU-Inseln und Gebiete in äußerster Randlage im Zeitraum 2030-2100 und adressiert so alle im Aufruf genannten Herausforderungen.  Außerdem wird das Projekt angepasste Resilienz- und Kohlenstoffdioxidreduktionstrategien im Kontext von Mitigationsszenarios für jede Insel einordnen und diese schnell den zuständigen Entscheidungsträgern über Workshops auf jeder Insel und andere Kommunikationsmittel zugänglich machen.